Die Idee und Namensgeberin

Die Grundidee der Dorotheen-Stiftung beruht auf der psychischen Erkrankung der Schwester des Stiftungsgründers, Herrn Dr. Frieder Gaenslen. Dessen Schwester Dorothea hatte ein schweres Leben, denn sie war psychisch krank.
Dokumentiert ist das Leid durch zahlreiche Bilder, Texte, Gedichte und Aufzeichnungen, die in einem ihr gewidmeten Buch zusammen gefasst sind.

Die Behandlung psychisch kranken Menschen zwischen 1940 und 1970 kann man mit heutigen Methoden nicht vergleichen. Psychische Erkrankungen wurden als etwas Böses manifestiert. Schlussendlich war Dorothea Opfer dieser ärztlichen Behandlung, die heute unvorstellbar ist.

Im Jahr 1946 kam Dorothea erstmals nach Tübingen in die Nervenklinik. Es war der Beginn eine langen Leidensgeschichte. Sie versuchte, sich das Leben zu nehmen. Sie kämpfte gegen die Krankheit, erlebte zwischenzeitlich sogar eine Heilung und lebte auf. Doch letztlich war sie machtlos gegen die Macht der kranken Psyche. Sie kam erneut in die Tübinger Nervenklinik, danach ins psychiatrische Landeskrankenhaus in Schussenried und in die Nervenheilanstalt in Göppingen. Dann wieder zeichnete sich eine Besserung des Zustands ab.

 

Im Jahr 1967 durchlitt Dorothea immer wieder Phasen tiefer Depression und suchte Ruhe draußen in der Natur. Sie machte lange Spaziergänge, kam jedoch stets zuverlässig zurück. Nachdem sie am 31. März 1967 wieder einmal aus dem Haus gegangen war, kam sie nicht mehr zurück. Sie hatte Beruhigungsmittel eingenommen. Ein Spaziergänger fand sie am nächsten Tag tot abseits des Weges, in der Hand das Medikament.

Das Leben von Dorothea bleibt Zeugnis eines sensiblen, wachen, intelligenten und liebenswerten Menschen, der jedoch geplagt wurde durch langanhaltende, wiederkehrende Ängste und Depressionen, die es ihr unmöglich machten ein „normales"Leben zu führen.

Ein Schicksal das viele Menschen mit ihr teilen. 

Die Stiftung möchte diese Menschen unterstützen. Daher gründete Herr Dr. Frieder Gaenslen im Jahre 2001.

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In der Tübinger Nervenklinik

Aus dem Tagebuch von Dorothea über ihre Erfahrungen in der medizinischen Behandlung:

„Der Stromkreis war geschlossen: rrrrrr……. weg war ich. Erst später kapiere ich überhaupt, was schocken ist (elektrische Bestrahlungen, besser ausgedrückt). Für einige Zeit konnte ich mich nach dem schocken an gar nichts mehr erinnern. Zweimal wurde ich in der Woche geschockt. Ich vergaß, was dahinter lag, was auch der Zweck sein soll.

Unten wurde jeden Tag geschockt, also gab ich mir auch keine Mühe mich so zu verhalten, dass ich oben bleiben durfte. Als aber Schwester Eva mir einmal sagte, ich käme runter, wenn ich nicht brav sei, fuhr mir die Angst in die Glieder. Dann fiel mir die schrecklichen Bilder, die ich anfangs gesehen, wieder ein, zwar nicht deutlich, ein widerliches Gefühl. Später vergaß ich vieles, die durch die damaligen Erlebnisse noch im Unterbewusstsein waren.“

Auszug aus Dorothea Gaenslen – ein Erlebnis Leben, Tagebücher, Briefe und Bilder 
zusammengefügt von ihrem Bruder Frieder Gaenslen